Bildbeschreibungen – Bilder für die Blinden

Optische Bilderwelten üben auch auf blinde Menschen eine große Faszination aus – gerade weil sie, sie NICHT mehr sehend wahrnehmen können und dennoch alltäglich mit ihnen konfrontiert sind. Deshalb wurde 2011 der Bildbeschreibung-Blog BILDER FÜR DIE BLINDEN von Karsten Hein ins Leben gerufen.

Der Blog dient dem kontinuierlichen Austausch zwischen blinden Menschen und sehenden Menschen über Fotografien und Abbildungen von Kunstwerken. Die Bilder werden von den Blinden per E-Mail geschickt und daraufhin von den sehenden Autoren des Blogs umfangreich beschrieben. Über die Kommentarfunktion können Rückfragen gestellt werden, um so mit den Autoren der Bildbeschreibungen und anderen Besuchern des Blogs in einen Dialog zu treten. Mit unserem Blog möchten wir kontinuierlich den Kreis derjenigen Menschen erweitern, die sich intensiver mit Bildbeschreibungen auseinandersetzen möchten, um blinden Menschen eine innere Visualisierung unbekannter Bilderwelten zu ermöglichen. Es versteht sich von selbst, dass sich die Rezeption und die Entschlüsselung von Bildern von Mensch zu Mensch unterscheiden. Jede Wahrnehmung wird gefiltert durch die individuelle Persönlichkeit, den Fokus der Aufmerksamkeit, das kulturgeprägte Weltwissen und nicht zuletzt durch die unbewusste und bewusste Einordnung der visuellen Eindrücke in die Vorstellungswelten der jeweiligen BetrachterInnen. Die unmittelbare Gewissheit der Realität, die eine Abbildung dem/der sehenden BetrachterIn vermittelt, wird in Frage gestellt, wenn man feststellt, wie unterschiedlich die Bildbeschreibungen eines bestimmten Bildes ausfallen können. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Wahrnehmung wirft interessante Fragen auf und stellt unserer Erfahrung nach eine Bereicherung für sehende Menschen dar. Denn der Dialog mit blinden Menschen bietet den Sehenden die Möglichkeit ihre eigenen Wahrnehmungen und ihr sprachliches Ausdrucksvermögen zu schulen. Der passiv Sehende wird zum aktiv-kreativen Übersetzer der Bildsprache. Derzeit hat der Blog durchschnittlich ca. 200 Besucher am Tag und wird um einen englischsprachigen Blog ergänzt.

In der Bildmitte sehen wir eine Person vor schwarzem Hintergrund, wir sehen Kopf und Oberkörper. Das Gesicht ist gleichmäßig beleuchtet, die Augen sind geschlossen. Das offenbar kurze glatte blonde Haar fällt nach links über die Stirn. Der Hals ist bis zu dem runden Ausschnitt des schwarzen Pullis zu sehen. Um den Hals trägt die Person einen rechteckigen Anhänger an einem Metalldraht. Um das Gesicht herum tanzen grüne Lichtspuren. Schwächere davon auch direkt vor dem Gesicht. Die Lichtspuren bilden so etwas wie einen eckigen Rahmen um das Gesicht. Die Konturen sind weich, wie gemalt. Das weiche Licht lässt die Haut blaß und fast grau erscheinen. Das Gesicht ist jung und nicht eindeutig männlich oder weiblich. Die Form ist oval, der geschlossene Mund ist entspannt und wie von einem Lächeln umspielt. Die Brauen bilden einen perfekten Bogen über den weit auseinander stehenden geschlossenen Augen. Sie erinnern an Ikonenmalerei in ihrer Gleichmäßigkeit. Die gerade Nase und der genau waagrechte Mund verstärken den Eindruck. Der Rest des Körpers ist nicht zu erkennen und verschmilzt mit dem Hintergrund. Die grünen Lichtspuren verlaufen rings um den Kopf. Links tanzen sie etwa in Entfernung der Breite des Gesichts senkrecht in der Luft. Sie bilden eine kleine Spitze, die nach links zeigt und setzen sich parallel nach hinten fort. Rechts sind sie länger und kräftiger, reichen fast zum unteren Bildrand und bilden mehrere kleine Schleifen direkt neben der Wange. Einige wagen sich bis vor das Gesicht und verschleiern es geheimnisvoll. Oberhalb des Gesichts vereinigen sie sich in einer einzelnen grünen Schleife quer über dem Kopf. Unterhalb laufen sie quer am Auschnitt des Pullis entlang und betonen das längliche Schmuckstück, das entlang des Brustbeins getragen wird. Das Material dieses Schmuckes könnte Metall sein, es schimmert bläulich. Es wird durch vier einzelne grüne Spuren in einem Quadrat eingerahmt. Die gesamten Spuren in ihrer Verteilung erzeugen einen erstaunlichen räumlichen Effekt: sie bilden wirklich einen sichtbaren Schleier um den Kopf der Person. Die unruhigen grünen Lichtstreifen bilden dabei einen starken Stimmungskontrast zu dem in sich ruhenden entspannten Gesicht. Durch diesen Schleier wirkt die Person sehr entrückt, wie aus der Welt gefallen oder gerade aus dem All gebeamt. Beschrieben von Katrin Heidorn

Bildbeschreibung

Ein Farbfoto im Querformat. Ein menschliches Portrait mit grünen Lichtspuren um das Gesicht.In der Bildmitte sehen wir eine Person vor schwarzem Hintergrund, wir sehen Kopf und Oberkörper. Das Gesicht ist gleichmäßig beleuchtet, die Augen sind geschlossen. Das offenbar kurze glatte blonde Haar fällt nach links über die Stirn. Der Hals ist bis zu dem runden Ausschnitt des schwarzen Pullis zu sehen. Um den Hals trägt die Person einen rechteckigen Anhänger an einem Metalldraht. Um das Gesicht herum tanzen grüne Lichtspuren. Schwächere davon auch direkt vor dem Gesicht. Die Lichtspuren bilden so etwas wie einen eckigen Rahmen um das Gesicht. Die Konturen sind weich, wie gemalt. Das weiche Licht lässt die Haut blass und fast grau erscheinen. Das Gesicht ist jung und nicht eindeutig männlich oder weiblich. Die Form ist oval, der geschlossene Mund ist entspannt und wie von einem Lächeln umspielt. Die Brauen bilden einen perfekten Bogen über den weit auseinander stehenden geschlossenen Augen. Sie erinnern an Ikonenmalerei in ihrer Gleichmäßigkeit. Die gerade Nase und der genau waagrechte Mund verstärken den Eindruck. Der Rest des Körpers ist nicht zu erkennen und verschmilzt mit dem Hintergrund. Die grünen Lichtspuren verlaufen rings um den Kopf. Links tanzen sie etwa in Entfernung der Breite des Gesichts senkrecht in der Luft. Sie bilden eine kleine Spitze, die nach links zeigt und setzen sich parallel nach hinten fort. Rechts sind sie länger und kräftiger, reichen fast zum unteren Bildrand und bilden mehrere kleine Schleifen direkt neben der Wange. Einige wagen sich bis vor das Gesicht und verschleiern es geheimnisvoll. Oberhalb des Gesichts vereinigen sie sich in einer einzelnen grünen Schleife quer über dem Kopf. Unterhalb laufen sie quer am Ausschnitt des Pullis entlang und betonen das längliche Schmuckstück, das entlang des Brustbeins getragen wird. Das Material dieses Schmuckes könnte Metall sein, es schimmert bläulich. Es wird durch vier einzelne grüne Spuren in einem Quadrat eingerahmt. Die gesamten Spuren in ihrer Verteilung erzeugen einen erstaunlichen räumlichen Effekt: sie bilden wirklich einen sichtbaren Schleier um den Kopf der Person. Die unruhigen grünen Lichtstreifen bilden dabei einen starken Stimmungskontrast zu dem in sich ruhenden entspannten Gesicht. Durch diesen Schleier wirkt die Person sehr entrückt, wie aus der Welt gefallen oder gerade aus dem All gebeamt.

Beschrieben von Katrin Heidorn


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