Sind Blinde wirklich blind? Fotografien blinder Künstler setzen auf die Kraft der eigenen Imagination und die Stärke der Konzeption eines Bildes. Und sie zeigen: Sehen ist ein geistiger Akt.
Andrea Gnam 10.05.2017, 05.30 Uhr
Auf einer frühen Aufnahme von Paul Strands «Blind Woman» sehen wir den Kopf einer älteren, ärmlich gekleideten Frau, frontal vor einer schäbigen Wand aufgenommen. Ihr eines Auge ist geöffnet, beim anderen ist der Augapfel nach innen verdreht. Um ihren Hals baumelt ein Schild, auf dem nur ein einziges Wort steht: «Blind». Ähnlich ist eine Fotografie von Lisette Model aus den dreissiger Jahren: Ein grimmig aussehender Herr sitzt auf einem Hocker vor einer Plakatwand und präsentiert ein Schild mit der Aufschrift «Aveugle».
Die Wahrnehmung des Leibes
Weshalb aber wählen Blinde ausgerechnet ein zutiefst dem Visuellen verhaftetes Medium für ihre künstlerische Arbeit? Ein blinder Fotograf, klingt das nicht nach einer paradoxen Situation?
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